Halbszenisch, ohne Deutung

Die Aufführung von Purcells «King Arthur» stand musikalisch auf einem beachtlichen Niveau, aber die szenischen Elemente liessen eine interpretatorische Handschrift vermissen.

von Thomas Schacher / Montag, 1.6.2015

Um eine Trouvaille handelt es sich bei Henry Purcells Semiopera «King Arthur», die der Zürcher Bach-Chor mit dem Cantus-Firmus-Consort und einem Solistenensemble unter Leitung von Andreas Reize im Volkshaus dargeboten hat. Die Tatsache, dass das unbekannte Werk aufgegriffen wurde, verdient Respekt. Zudem stand auch die musikalische Interpretation auf einem beachtlichen Niveau.

Die Problematik liegt in der Dramaturgie: «King Arthur» ist zunächst ein Schauspiel des englischen Hofpoeten John Dryden. Dargestellt wird der Konflikt zwischen dem britischen König Arthur und dem sächsischen König Oswald. Konkret besteht die Handlung aus Arthurs Versuchen, seine Geliebte mit der Hilfe seines Zauberers Merlin aus Oswalds Gefangenschaft zu befreien. Purcell hat Drydens Schauspiel einige Jahre später zu einer «semi- opera» vertont. Gesangsrollen hat er aber nur den Nebenfiguren zugeteilt. Die Musik erklingt jeweils nur an den Enden der fünf Akte und ist mit der Haupthandlung nur locker verbunden.

Für die Realisierung des Zürcher «King Arthur» hat der Schauspieler Rainer Appel eine deutsche Kurzfassung hergestellt, die er zusammen mit Sabine Reich bald erzählend, bald in angedeuteten Szenen vortrug. Ansätze zu Witz oder Ironie blieben aber auf halbem Weg stehen. Die als konzertant angekündigte Aufführung wies auch bei Solisten, Chor und Orchester etliche szenische Elemente auf. Da hätte es der Handschrift eines Regisseurs bedurft, um diese Ansätze bündeln.

Unter den sieben Vokalsolisten ragten die Sopranistin Gunta Smirnova als Cupid und Venus sowie der Bass Lisandro Abadie als Cold Genius heraus. Der doppelchörig aufgestellte Chor bewältigte seinen in altem Englisch gesungenen Part auswendig und gefiel mit Strahlkraft und Intonationssicherheit. Das Cantus-Firmus-Consort trug mit seiner prickelnden Interpretation eine erfrischende Note bei. Am Schluss liess einen dieser «King Arthur» doch mit gemischten Gefühlen zurück. Es lag wohl daran, dass die Musik hier nicht auf den Sieg Arthurs über Oswald eingeht, sondern in einer patriotischen Betrachtung endet, die Britannia und Englands Schutzherrn St. Georg verherrlicht. Hier wäre eine Deutung nötig gewesen.

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